02 September 2006

FLUXUS


1951

Wiederentdeckung von Dada: Veröffentlichung von Robert Motherwell THE DADA PAINTERS AND POETS (New York)

JOHN CAGE setzt in seiner Komposition Imaginary Landscape No.4 (wie auch in MUSIC OF CHANGES) erstmals das Radio als Musikinstrument ein. 24 Ausführende stellen nach den Anweisungen der Partitur an 12 Radios Lautstärke, Tonhöhe und Sender ein.



1952

JOHN CAGE veranstaltet am Black Mountain College die erste 'Multimedia'-Veranstaltung der Nachkriegszeit: ein unbetiteltes happeningartiges Konzert unter Einbeziehung von Klaviermusik, Textlesung, Tanz, Bildpräsentation, Film- und Diaprojektion. Aufgeführt werden u.a. Water Music, Music of Changes, 4'33«, Theater Piece #1. WATER MUSIC ist das wohl erste von John Cage als Musikperformance intendierte Werk. In diesem Stück nutzt der Pianist diverse Alltagsgegenstände wie Radio, Pfeife, Wasserbehälter oder Kartenspiel zur Bearbeitung eines Klaviers. Die Partitur des Stücks ist ein großes Plakat, auf dem - für das Publikum sicht- und nachvollziehbar - alle Einzelereignissen mit genauen Zeitangaben notiert sind (mit M.Cunningham, C.Olson, R.Rauschenberg, M.C.Richard und D. Tudor).

Marshall McLuhan veröffentlicht das Buch Die Gutenberg-Galaxie.



1956

15.04.1956
Erstes noch unbetiteltes HAPPENING von Allan Kaprow am Douglas College, New Brunswick. Die Bezeichnung taucht nur in der Beschreibung der Veranstaltung auf.



1957

George Brecht verfasst den Text CHANCE IMAGERY, in dem er die Rolle des Zufalls in Kunst und Wissenschaft der Moderne untersucht (publiziert 1966).



1957/58

Konzeption des Forschungsprojektes PROJECT IN MULTIPLE DIMENSIONS von George Brecht, Allan Kaprow und Robert Watts zu Kunst und Wissenschaft und der Entwicklung von Gattungsgrenzen überschreitenden »multi-dimensionalen Medien« (»a group of events« mit Cage, Stockhausen, Brown et al.)



1958

John Cage hält seine ersten drei Vorlesungen in Europa (CHANGES – INDETERMINACY – COMMUNICATION), Internationale Ferienkurse für Neue Musik, Darmstadt

06.12.1958
1. LITERARISCHES CABARET der Wiener Gruppe (F. Achleitner, H.C. Artmann, K. Bayer, G.Rühm, O. Wiener), Wien

Umberto Eco entwirft ein theoretisches Modell des »offenen Kunstwerks« (Das offene Kunstwerk, veröffentlicht 1962).



1958-1960

John Cage gibt Kurse über experimentelle Komposition an der New School for Social Research. Zu seinen Studenten gehören u.a. George Brecht, Al Hansen, Dick Higgins, Allan Kaprow, ab 1960 auch La Monte Young, George Maciunas und Richard Maxfield et al.



1959

15.04.1959
2. LITERARISCHES CABARET der Wiener Gruppe mit »anderen Ereignissen und Begebenheiten«, Porrhaus, Wien

04.10.1959
Ausstellung Allan Kaprow 18 HAPPENINGS IN 6 PARTS zur Eröffnung der Reuben Gallery, New York. Erste öffentliche Verwendung des Begriffs HAPPENING. Ziel ist die Teilnahme des Publikums am Geschehen unter Einbezug der Improvisation. Teilnehmer sind neben dem Publikum J. Johns, R. Rauschenberg, R. Montague, Sh. Prendergast, L. Samaras, J. Weinberger, R. Whitman, S. Francis, R. Grooms, D. Higgins, L. Johnson, A. Leslie, J. Milder, G. Segal und R. Thompson

16.10.-05.11.1959
Erste Einzelausstellung von George Brecht TOWARD EVENTS an arrangement, Reuben Gallery, New York und erste öffentliche Verwendung des Begriffs EVENT. Die von ihm selbst oder anderen Performern realisierten Stücke basieren auf »event scores«, schriftlichen Handlungsanweisungen, die an jedem Ort, zu jeder Zeit und von jeder Person interpretiert und aufgeführt werden können. Die Partitur ersetzt das realisierte Ereignis

18.12.1959
Aktion: Bazon Brock, Fritz Hundertwasser und Herbert Schult ziehen EINE ENDLOSE LINIE in einer Klasse der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg



1960
Erstmalige Verwendung des Wortes FLUXUS (lat. flux/fluere = fließend) als Titel für eine Zeitschrift, die George Maciunas zusammen mit Almus Salcius herausgeben will.

14.03.1960
A CONCERT OF NEW MUSIC, The Living Theatre, New York, mit Performances von A. Kaprow, G. Brecht, A. Hansen, R. Rauschenberg, R., R. Maxfield, J. Cage, Mc Dowell

August/September 1960
PERFORMANCES von R. Filiou: Performance Piece for a Lonely Person in a Public Place und L’Immortelle Mort du Monde (Auto-Theater), Paris

DE-COLL/AGE / AKTION von W. Vostell: Plakat Phasen,, Plaza de Cataluña, Barcelona



1961

März-Juli 1961

Literatur-, Musik- und Filmveranstaltungen / Kunstausstellungen in der AG GALLERY von G. Maciunas / A. Salcius und im Studio von YOKO ONO, New York. Teilnehmer: R. Marxfield, J.Cage, D. Higgins, J.MacLow, E.Brown, J.Mc Dowell. D.Johnson, B.Morris, P. Davis, J.Fischer, T.Ichiyanagi, J. Byrd, S. Peterson, W. Maas, G. Maciunas) sowie Performances von S Morris, d. Lindberg, P. Corner, L.M.Young, T. Ichiyanagi, H. Flynt, J. Byrd, J. Mac Low, R. Maxfield et al

Henry Flynt verfasst das Manifest CONCEPT ART (veröffentlicht in AN ANTHOLOGY, 1963), in dem er die Konzeptkunst als die Kunst proklamiert, deren Material Konzept und Sprache sind

La Monte Young stellt das Material für die Publikation AN ANTHOLOGY zusammen, das erste und bis dato umfangreichste Manifest zu Fluxus und den 'neuen Künsten', das erst 1963 in 1. Auflage herausgegeben wird (Design G. Maciunas). Beiträge von G.Brecht, Y.Ono, Jo.Cage, H.Flynt, D.Higgins, L.M.Young, D.Rot, E.Williams, N.J.Paik (1. Auflage Hg. La Monte Young, Jackson Mac Low, New York 1963 / 2. Auflage Hg. Heiner Friedrich, München 1970)

Mai - Juli 1961
Köln, Wuppertal und Aachen sind wichtige Orte für die rheinische Avantgardeszene. Performances u.a. von B. Patterson, W. Vostell, B. Brock

Herbst 1961
Maciunas reist als Designer für die US Army nach WIESBADEN. Dort Kontaktaufnahme zur rheinischen und Berliner Szene experimenteller Musik und Kunst, insbesondere zu Nam June Paik, Emmett Williams, Ben Patterson, Wolf Vostell, Karlheinz Stockhausen, Joseph Beuys u.a.



1962
Maciunas initiiert und organisiert große FLUXUS-FESTIVALS, die 1962 in Wiesbaden, dann in Kopenhagen, Paris, Düsseldorf, Amsterdam stattfinden. Ab Sommer 1962 Veröffentlichung des Magazins Fluxus (im Herbst 1962 umbenannt in FLUXUS), seitdem Etablierung des Begriffes für alle weiteren Aktivitäten der Künstler.

Juni 1962
Erste Ausgabe der Zeitschrift décoll | age. Bulletin aktueller Ideen (Hg. Wolf Vostell) erscheint

09.0 6.1962
NEO-DADA IN NEW YORK. Vortrag von G. Maciunas anlässlich der Veranstaltung ‘Kleines Sommerfests - Après John Cage’ in der Galerie Parnass, Wuppertal. Aufführung von Stücken von Patterson, Riley, Higgins und Curtis

01.-23.09.1962
FLUXUS. Internationale Festspiele Neuester Musik, Hörsaal Städtisches Museum Wiesbaden. 14 Konzerte von Higgins, Knowles, Paik, Williams, Köpcke, Vostell, Filiou, Maciunas. Diesem ersten mehrtägigen Festival unter dem Titel Fluxus folgen zahlreiche Konzerte in Kopenhagen, Paris, Düsseldorf, Amsterdam.

23.-28.11.1962

FESTUM FLUXORUM. Fluxus. Musik og Anti Musik. Det Instrumentale Theater. 6 Konzerte in der Nikolai Kirke Kopenhagen. Teilnehmer: Williams, M.Low, Vostell, Higgins, Knowles, Maciunas, Paik, Koepcke, Filliou. Veröffentlichung von Maciunas’Neo-Dada in Music, Theater, Poetry, Art und Kagels Das instrumentale Theater.

03.-08.12.1962
FESTUM FLUXORUM. Poesie, Musique et Antimusique evenenementielle et conctrete. American Center, Paris. Teilnehmer: Filliou, Williams, Koepcke, Schmit, Maciunas, Higgins, Spoerri, Knowles, Vostell



1963
Veröffentlichung des FLUXUS MANIFESTs von George Maciunas in der ersten Fluxuszeitung, FLUXUS PREVIEW REVIEW. Die Fluxuszeitung V TRE (Hg. George Brecht, ab Sommer 1963 Maciunas cc V TRE) erscheint. Gründung des Verlages SOMETHING ELSE PRESS, New York durch Maciunas und Higgins (bis 1974).

02.-03.02.1963
FESTUM FLUXORUM FLUXUS. Musik und Antimusik. Das Instrumentale Theater, Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Organisatoren: Paik, Beuys und Maciunas. Teilnehmer: Patterson, Williams, Higgins, Spoerri, Schmit, Mac Low, Maciunas, Brecht, Beuys, Koepcke, Vostell, Watts, Hansen, Young et al.

27./28.02.1963
DEMONSTRATION AGAINST SERIOUS CULTURE. From culture to veramusement.
49 Bond Street, New York. Mit Henry Flynt, Tony Conrad, Jack Smith

01.-31.05.1963
YAM FESTIVAL MAYTIME, Smolin Gallery, New York, von Brecht, Watts, Knowles

16.06.1963
Bazon Brock BLOOMSDAY. Demonstration und Veröffentlichung der Bloomzeitung, Galerie Loehr, Frankfurt/Main

23.06.1963
FLUXUS FESTIVAL. Hypokriterion Theatre, Amsterdam. Teilnehmer: G. Maciunas, N.J. Paik, T. Schmith, E; Williams, R. Watts, D. Higgins, A. Knowles, D. Spoerry, G. Brecht, A. Koepke, G. Ligeti, T. Ishiyanagi, J. Mc low, B. Patterson, L.M.Young, R. Maxifield, B. Vautier, J. Cage, W. De Maria, B. Brotzmann, M.Laurens Montw e, W. de Ridder

03.09.1963
Maciunias kehrt nach New York zurück. Ende der Phase der großen gemeinsamen Fluxus-Konzerte in Europa.



1964

11.04.-23.05.1964
FLUXUS CONCERTS. Eröffnung der FLUXHALL, New York. 12 Konzerte von/mit Paik, Brecht, Williams, Shiomi, Schmit, Eisenhauer, Patterson, Higgins, Corner, Kosugi, Watts, Vautier, Knowles, La Monte Young, Kubota, Ichiyanagi, Jones, Maciunas et al.

20.07.1964
Actions, Agit-Pop, De-Collange / Agehappenings, Events, L’Autorisme, Art Total. Re-Fluxus, Festival der Neuen Kunst in Aachen, Technische Hochschule. Stücke und Aufführungen von: Brock, Andersen, Beuys, Filliou, Gosewitz, Koepcke, Schmit, Vostell, Williams.

30.08.1964
ACTION AGAINST IMPERIAL CULTURALISM. Die Demonstration von Henry Flynt und George Maciunas gegen die Aufführung von Karlheinz Stockhausens Originale anlässlich des 2nd Annual New York Avant Garde Festival am Lincoln Center New York schlägt fehl und beeinträchtigt die »Solidarität« des »Fluxuskollektivs« erheblich. Dies führt zum Bruch zwischen Maciunas und vielen bisher unter der Bezeichnung FLUXUS agierenden Künstlern.



1965

05.-06.06.1965
Joseph Beuys’ 24-STUNDEN-HAPPENING, Galerie Parnass, Wuppertal. Teilnehmer: Brock, Moorman, Paik, Rahn, Schmit, Vostell



1966
Maciunas gründet FLUXHOUSE COOPERATIVE INC. (1968 Fluxhouse Cooperative Building Project) mit der Absicht, durch den Kauf von Häusern in Soho/Manhattan Künstlern, Filmemachern und Tänzern adäquate Arbeits- und Lebensräume zur Verfügung zu stellen

Februar 1966
Dick Higgins veröffentlicht im SOMETHING ELSE NEWSLETTER Vol.1, No.1 eine Liste von Fluxus-Merkmalen - Internationalismus, Experimentalismus, Ikonoklasmus, Auflösung der Dichotomie von Kunst&Leben, Spiel und Witz, Vergänglichkeit, Einzigartigkeit und Intermedialität. Er prägt damit den Begriff INTERMEDIA für eine »zwischen den Medien« angesiedelte Kunst.

31.08.-30.09.1966
DIAS 1966 (Destruction in Arts Symposium), London, organisiert von Metzger und Sharkey, mit Beiträgen und Aktionen von Lebel, Fleischman, Matusow, Hansen, Page, Latham, Ono, Kren, Davey, Brus, Mühl, Nitsch, Vostell, Weibel, Hansen, Ortiz et al.



1967

Beuys gründet die DEUTSCHE STUDENTENPARTEI als Reaktion auf den Tod des Studenten Benno Ohnesorg, der bei einer Protestkundgebung gegen den Besuch des Schahs in Berlin erschossen wurde. Ziel der Partei ist die Autonomie der Hochschule und ein demokratisches Aufnahmeverfahren der Studenten ohne Prüfung eingereichter Mappen.



1968

Umbenennung der Deutschen Studentenpartei in FLUXUS ZONE WEST.

16.02.-12.04.1968

INTERMEDIA '68, State University Stoney Brook, New York. Mit Werken von K. Dewey, C. Schneeman, A. Tambellini, L. Levine, Usco, Higgins.

07.06.1968
KUNST UND REVOLUTION. Simultane Aktionen von Brus, Mühl, Weibel, Wiener, Kaltenbeck an der Universität Wien



1970
06.11.1970-06.01.1971
HAPPENING & FLUXUS. Materialien aus dem Archiv Sohm. Ausstellung im Kölnischen Kunstverein.



1978

09.05.1978
Maciunas stirbt in Boston.

13.5.1978
FLUX FUNERAL FOR GEORGE MACIUNAS. 80 Wooster Street, New York. Teilnehmer: Hendricks, Moorman, Patterson, Bourgeois, Morrow, Cooper, Frank Higgins, Geoff Hendricks, Knowles, Forbes, Kubota, Miller et al.



FLUXUS besteht weiterhin.




Zusammengestellt von Katrin Kaschadt, Oktober 2004